Fast alle im Klassenzimmer

Daheim bleiben trotz Präsenzunterrichts – das trifft momentan nur auf wenige
Schülerinnen und Schüler in Südbaden zu.

In Baden-Württemberg sind dieseWoche die fünften und sechsten Klassen wieder in den Präsenzunterricht gestartet. Auch für Grundschüler gibt es gemeinsamen Präsenzunterricht im Klassenverband. Präsenzpflicht herrscht jedoch nicht. Das heißt:
Eltern können ihre Kinder weiterhin von zuhause aus lernen lassen, wenn sie gesundheitliche Bedenken haben. Momentan machen allerdings nur wenige davon Gebrauch.


Die baden-württembergischen Schulen müssen zurzeit eine Menge gleichzeitig
stemmen: den Präsenzunterricht für die Klassen 1 bis 6, den Fernunterricht ab Klasse 7, den Wechselunterricht für die Abschlussklassen und jetzt zusätzlich den Fernunterricht für einzelne Schüler, die nicht am Präsenzunterricht teilnehmen. Trotz dieser Mehrbelastung begrüßen die Bildungsgewerkschaften die Befreiung von der Präsenzpflicht. „Natürlich macht das zusätzlich Arbeit, aber es ist in der momentanen Situation durchaus verständlich“, sagt Dirk Lederle, stellvertretender Landesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE). „Es ist gut nachvollziehbar, dass Eltern unter diesen Bedingungen Sorge haben, ihre Kinder in die Schule zu schicken“, sagt Matthias Schneider, Pressesprecher der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg. Die vom Kultusministerium versprochenen Testkonzepte würden nur zum Teil funktionieren. Auch Luftreinigungsgeräte fehlten weitgehend, kritisiert Schneider.

 

„Es ist wichtig, dass Eltern diese Möglichkeit geboten wird“, sagt auchMichael Mittelstaedt, Vorsitzender des Landeselternbeirats. Allerdings müsse klar sein, dass die Lernunterstützung seitens der Schule dann meistens deutlich unter der des Präsenzunterrichts liege.Mittelstaedt ärgert sich über Versäumnisse: „Es ist eine Frechheit, dass die Schulen nicht einfach sicher ausgestattet werden.“ Das Kultusministerium erhebt keine Daten, wie viele Erst- bis Sechstklässler momentan dem Präsenzunterricht fernbleiben. Das Regierungspräsidium Freiburg schätzt jedoch, dass es sich nur um sehr wenige handelt. Eine stichprobenartige Umfrage der BZ unter südbadischen Schulen bestätigt diese Annahme: So sind beispielsweise in der Michael- Friedrich-Wild-Grundschule in Müllheim derzeit nur vier von rund 350 Schülern nicht im Präsenzunterricht. Diese können sich teilweise live ins Klassenzimmer zuschalten. Vier von 200 Fünft- und Sechstklässlern nehmen an der Werner-Kirchhofer-Realschule in Bad Säckingen nicht am Präsenzunterricht teil. Sie bekommen Arbeitsmaterial über eine Lernplattform zugeschickt. An der Fürstabt-Gerbert-Schule in St. Blasien sind es zwei von rund 120 Grundschülern und zwei von 180 bei den weiterführenden Schularten. Auch dort wird der Schulstoff digital zugeschickt. An der Freien Waldorfschule Markgräflerland in Müllheim sind im Schnitt ein bis zwei Schüler pro Klasse betroffen. Am Friedrich-Gymnasium in Freiburg werden in den Hauptfächern zwei von 140 Schülern per Video-Konferenz zugeschaltet. Am Freiburger Rotteck- Gymnasium sind zurzeit alle Fünftund Sechstklässler im Präsenzunterricht.