Fürstabt-Gerbert-Schule mit Amnesty International - Blogbeitrag

Bewusstsein für die Menschenrechte

Vertreterinnen von Amnesty International arbeiten mit Neuntklässlern der Fürstabt-Gerbert-Schule.

ST. BLASIEN. Welchen Einfluss hat die Herkunft oder die Lebenssituation auf das Leben, mit welchen Problemen müssen Menschen in unterschiedlichen Ländern kämpfen? Beim Besuch zweier Mitarbeiterinnen von Amnesty International befassten sich die Schüler der Werkrealschulklassen WRS 9a und 9b am ersten Schultag mit Menschenrechten und konkreten Beispielen.


Vor Wochen hatte er sich mit seiner Klasse im Unterricht mit Menschenrechten auseinandergesetzt, sagt Lehrer Robert Gardner. Das Besuchsangebot von Amnesty International nahmen er und sein Kollege Martin Krieg deshalb gerne an. Mit einem Rollenspiel und Gruppenarbeit machten die beiden Studentinnen den Schülerinnen und Schülern bewusst, unter wie schwierigen Bedingungen viele Menschen und anderen Ländern leben.Gardner berichtete vom Rollenspiel: Alle Schülerinnen und Schüler zogen eine Personenkarte und stellten sich in einer Linie auf. Die Jugendlichen versetzten sich in die ihnen zugewiesenen Rollen und beantworteten die Fragen der beiden Besucherinnen: "Du hast nie in ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten gesteckt, Du lebst in einem bescheidenen Haus mit Telefon und Internet, Du hast das Gefühl, dass Deine Sprache, Religion und Kultur respektiert wird, Du kannst Dich verlieben, in wen Du willst, Du kannst bei nationalen und kommunalen Wahlen Deine Stimme abgeben?" Wer diese und etliche weitere Fragen mit Ja beantworten konnte, durfte einen Schritt vorrücken, wer Nein sagen musste, blieb am Ausgangspunkt stehen oder machte einen Schritt zurück.So sei auf einfache Weise sichtbar geworden, wie unterschiedlich die Rahmenbedingungen seien, wie einfach oder schwer man im Leben vorankommen könne, sagte Robert Gardner. Ein Obdachloser oder ein Flüchtling hätten es zum Beispiel deutlich schwerer im Leben als die meisten in Deutschland lebenden Menschen, sagt Robert Gardner.

Mit konkreten Menschen aus verschiedenen Ländern und ihren Lebensumständen und Problemen befassten sich die Jugendlichen in mehreren Gruppen. Sie erhielten Steckbriefe und auch ein Büchlein mit der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Sie analysierten die Lebenssituation dieser Menschen und stellten fest, welche Menschenrechte beschnitten werden.Da ging es zum Beispiel um vier Frauen in Saudi-Arabien, die seit vielen Jahren für die Gleichberechtigung von Frauen kämpfen – sie wurden verhaften und Amnesty International befürchte eine Verurteilung zu langen Haftstrafen nach unfairen Prozessen. Auch der Fall des türkischen Journalisten Can Dündar sowie eines Mannes in der Demokratischen Republik Kongo, der sich seit Jahren für die Wiedereingliederung von Kindersoldaten engagiert, beschäftigte die Schüler, ebenso wie die Situation einer Angehörigen einer indigenen Gemeinschaft in Honduras, die gegen den Bau eines Wasserkraftprojektes kämpft und auch schon Morddrohungen erhalten hat.Welche Menschenrechtsverletzungen müssen diese Menschen erleiden? Die Neuntklässler beantworteten diese Frage, nachdem sie sich mit den verschiedenen Geschichten auseinandergesetzt und die Menschenrechtserklärung studiert hatten. Sie fanden Verstöße gegen Artikel 1 (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit"), den Anspruch auf ein faires Gerichtsverfahren, die Meinungs- und Informationsfreiheit, das Recht auf Bildung oder eines der anderen im Jahr 1948 festgeschriebenen Menschenrechte.Sehr interessiert seien die Schülerinnen und Schüler gewesen, stellten die beiden Besucherinnen nach eineinhalb Stunden fest. Vielen sei bewusst geworden, wie privilegiert die Menschen in Deutschland leben, sagten sie. Den Besuch nutzen die Studentinnen auch, um für ihre Organisation und die Unterstützung bedrohter und verfolgter Menschen zu werben. Die mutigen Menschen, die irgendwo auf der Welt für Menschenrechte kämpfen, bräuchten den Schutz vieler Unterstützer, gaben sie den Schülerinnen und Schülern mit auf den Weg.


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