Louis sorgt für Ruhe und Ordnung

Ein junger Vierfachmischling begleitet Lehrerin Jasmin Dziewiecki regelmäßig während des Unterrichts an der Fürstabt-Gerbert-Schule

ST. BLASIEN. Die Freude ist ihm anzusehen: Louis, ein acht Monate alter Mischling, wartet angeleint an der Türe, um mit den Schülerinnen und Schülern auf den Pausenhof zu rennen. Er tollt herum, freut sich über den frischen Schnee. Was für ihn Spaß und auch Abenteuer ist, hat einen pädagogischen Hintergrund:Mit seiner Hilfe sollen die Mädchen und Jungen ihrer Klassen unter anderem Verantwortung lernen, sagt Lehrerin Jasmin Dziewiecki.

Aufgeregt kommt der junge Rüde auf den Besucher zu, schnuppert undwill gestreichelt werden. Dann wendet er sich ab und dreht wieder eine Runde durch das Klassenzimmer. Die Wirkung, die Louis auf dieMädchen und Jungen hat, sei sehr positiv, sagt Dziewiecki. „Wenn ich ihn dabei habe, ist meistens Stille“, ergänzt sie. Das hat auch einen Grund: Damit Louis, den alle Schülerinnen und Schüler längst ins Herz geschlossen haben, regelmäßig in die Schule kommen kann, müssen Regeln eingehalten werden. Ein Plakat an derWand erinnert daran, wie man sich verhalten muss, um den jungen Hund nicht zu überfordern: „Lass niewas liegen, was ich verschlucken kann“ oder „Liebevolle, freundliche und ruhige Schüler mag ich besonders gerne“ oder „Rufe mich nur mir Erlaubnis“ lauten einige der zwölf Regeln.

Und sie wirken: „Wir sind viel leiser“, sagt ein Mädchen, ein anderes stellt fest, dass die Klasse konzentrierter arbeitet, wenn Louis im Raum ist. Damit der verspielte Hund nichts schnappt, achten die Schüler darauf, möglichst nichts herumliegen zu lassen, sie bewegen sich ruhig, damit sich Louis nicht zumSpielen aufgerufen fühlt, und sie reden leise, um das Tier nicht zu sehr zu stressen.

Der acht Monate alte Rüde muss selbst noch viel lernen, regelmäßig gehe sie mit ihmin die Hundeschule, sagt Dziewiecki. Wenn er sich weiter so gut entwickelt, möchte sie Louis auch zumTherapiehund ausbilden lassen.

An zwei Tagen darf er zur Zeit seine Halterin in die Schule begleiten. „Er freut sich immer“, sagt Dziewiecki, „und auch die Schüler erwarten ihn“. Wenn er das Klassenzimmer betritt, darf er erst einmal herumlaufen. Er schnuppert und begrüßt seine jungen Freunde, ehe er sich irgendwo unter einen Tisch, zwischen zwei Stühle oder vor die Tafel legt.

Die Schüler lernen, Verantwortung für das Tier zu übernehmen, sie üben sich in Rücksichtnahme, sagt die Lehrerin. Die ruhigeren Schüler blühen auf,wenn er zu ihnen kommt. Das ein oder andere Kind hatte anfangs starken Respekt oder sogar ein wenig Angst vor Hunden. Doch auch die Schülerinnen und Schüler konnte er bald für sich gewinnen, bestätigt einMädchen aus eigener Erfahrung – und krault nebenbei ihren vierbeinigen Klassenkameraden.

So positiv dieWirkung auf das Klima in der Klasse ist, so anstrengend kann der Vormittag für Louis sein, sagt Dziewiecki. „Er hat zwar ein aufgeschlossenes und freundliches Wesen, es bedeutet aber trotzdem Stress für ihn“, mit so vielen Menschen zusammen zu sein, erklärt sie. Doch wenn sich das Zusammenspiel zwischen Hund und Schülern weiter so gut entwickle, könnte er sie auch häufiger zur Arbeit begleiten, daran interessiert sei sie jedenfalls sehr.