Humorvoll gegen die Obrigkeit

Der Gaudihans und die Gaudimarie besuchen Grundschüler an der Fürstabt-Gerbert- Schule. Sie erzählen von den historischen Vorbildern hinter den Narrenfiguren und den närrischen Traditionen.

ST. BLASIEN Gaudi-Hi und Gaudi-Do – eine Schulstunde der etwas anderen Art erwartete die Schülerinnen und Schüler der Grundschule am Dienstag. Der Gaudihans (Daniel Böhler) und seine Marie (Michaela Schneider) hatten sich eingefunden, um die Kinder über die St. Blasier Fasnachtsfiguren und die Fasnacht in der Domstadt zu informieren.

Mit dem Fasnachtsruf der St. Blasier Narrenzunft begrüßten der Gaudihans und seine Marie die Kinder. Aber was heißt das überhaupt? Na klar, Spaß hier und dort. Humor hatte er ja, der Gaudihans, den es tatsächlich gegeben hat, erklärte Daniel Bühler. Es war der aus Segeten auf dem Hotzenwald stammende Salpeterer Johann Wasmer, der sich im 18. Jahrhundert zum Teil humorvoll gegen die Obrigkeit aufgelehnt hatte. In einem Steckbrief wurde er daher als „Gaudihans“ bezeichnet.

Und er hatte viel Durst und hielt sich gerne in Wirtschaften auf. Sehr zum Ärger seiner Ehefrau Maria, die ihn immer wieder mit einem Kochlöffel aus der Wirtschaft getrieben haben soll, berichtete Michaela Schneider. Daher hat die Fasnachtsfigur der Marie immer einen Kochlöffel dabei. Und der Hans trägt gerne das „Schwert des kleinen Mannes“ bei sich, eine Saublodere.

Aber was ist das überhaupt? Ein Ei? Oder eine Peitsche? Da lagen die Kinder falsch. Nein, es ist eine Schweinsblase. Und die ging durch die Reihen. „Riecht nach Erde“, stellte ein Schüler fest. „Nein, nach Schweinehaut“, befand eine Schülerin. „Igitt“, so ein anderer Kommentar.

Zur Sprache kam auch das Häs der Narrenzunft, nachempfunden der Kleidung aus der Zeit von Hans und Marie. Aber warum so viel blau und weiß? Weil es helle Farben sind, die gut zur Fasnacht passen? Da lagen die Kinder daneben, in früheren Zeiten waren die Stadtfarben blau und weiß, erfuhren sie. „Warum habt ihr so viele Glocken?“, wollte ein Schüler wissen. „Damit man uns gut hört, wir wollen auch etwas Krach machen“, war die Antwort. Die Kinder hatten noch weitere Fragen: „Sind das jetzt Menschen oder Narren?“ „Das eine schließt das andere nicht aus, echte Menschen wurden zu Narrenfiguren gemacht“, sagte Michaela Schneider dazu.

Gemeinsam stimmten Gaudihans und seine Marie mit den Kindern das Gaudilied an: „Er hät e trochni Röhri un sie e wueschte Schnöre“, heißt es darin. Angesprochen werden damit der große Durst des historischen Gaudihans und das lästerliche Mundwerk seiner Marie.

Viel ist in St. Blasien an Fasnacht geboten. „Da schmeißen die Narren Süßigkeiten Konfetti und wir dürfen uns verkleiden“, wussten die Kinder. Aber das ist natürlich längst nicht alles. Da ist zunächst einmal der schmutzige Dunstig. „Aber schmutzig heißt nicht dreckig“, erklärte Michaela Schneider. „Als ich in Eurem Alter war, wusste ich noch nicht, was schmutzig heißt“, gab sie zu. Da hatten ihr einige der Kinder etwas voraus, denn sie wussten, dass schmutzig in diesem Zusammenhang fettig heißt. „Am schmutzigen Dunstig kommen die Narren und sperren die Lehrer ein,“ wusste ein Kind und die Freude darüber war allen anzumerken.

Und die Tatsache, dass die Narren die Kinder an diesem Tag befreien und in die Ferien entlassen, löste ebenfalls großen Jubel aus. Eingeladen sind die Kinder natürlich an diesem Tag auch um 18.11 Uhr zum Fleischkäsweckessen im Feuerwehrgerätehaus mit anschließendem Hemdglunkerumzug, zum Kinderball ( Samstag, 18. Februar um 14.33 Uhr im Theophil-Lamy-Haus) und zum großen Umzug am Fasnachtsmontag. Mit einem donnernden dreifachen Gaudi-Hi Gaudi-Do verabschiedeten sich die Kinder von Gaudihans und Gaudimarie, nachdem sie noch die Masken hatten aufsetzen dürfen. „Cool“ fanden die Drittklässlerinnen Mala und Mila die Unterrichtsstunde der besonderen Art. „Am besten war, dass wir die Maske aufprobieren durften“, ergänzte Mila.

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